Schweden: Eine lebendige Bibel im sozialen Brennpunkt

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  • October 15, 2015
Schweden: Eine lebendige Bibel im sozialen Brennpunkt
Europäische Evangelische Allianz: Wie eine christliche Initiative in Jönköping hilft Schwäbisch Gmünd (idea) – Die christlichen Gemeinden in Europa müssen sich stärker  mit den wirklichen Problemen der Menschen befassen. „Echte Hilfe ist gefragt“, sagte der schwedische Lehrer und Jugendseelsorger Peter Magnusson auf der Generalversammlung der Europäischen Evangelischen Allianz vom 5. bis 8. Oktober in Schwäbisch Gmünd. Magnusson lebt seit 30 Jahren in einem zu 95 Prozent von Ausländern bewohnten sozialen Brennpunkt in der 130.000 Einwohner zählenden Stadt Jönköping. Seit 2007 engagiert er sich zusammen mit 60 ehrenamtlichen Mitarbeitern in einer offenen Jugendarbeit. Man trete dort ein für einen Lebensstil, der „soziale, emotionale und geistliche Veränderung ermöglicht“. Dazu gehöre es, glaubwürdig zu sein und echte Anteilnahme zu zeigen. „Das geht auch ohne Kreuz oder Bibelvers an der Wand. Vielmehr wollen wir die lebendige Bibel für die Menschen sein“, sagte Magnusson den 85 Delegierten des Treffens aus 35 Ländern. Das werde verstanden. Eines der wichtigsten Themen sei ein seelsorgerliches: „Die Leute rufen nach Vergebung.“ Hausaufgabenhilfe, Fahrschule, Seelsorge Sein Team engagiert sich vor allem für die Rechte von Migranten, die oft diskriminiert würden. Besonders junge Frauen brauchten Hilfe. Schon in der Schule kämen sie häufig nicht zurecht, weil das schwedische Schulsystem davon ausgehe, dass Schüler Unterstützung von den Eltern bekommen. „Doch wie soll das gehen, wenn die Eltern selber Analphabeten sind?“, so Magnusson. Sein Jugendtreff vermittelt Hausaufgabenhilfe, Eingliederungsprogramme für den Beruf, bietet eine Fahrschule an und betreut die Jugendlichen auch seelsorgerlich. Aus kleinsten Anfängen habe sich eine Arbeit entwickelt, die jeden Monat Kontakt zu 250 Jugendlichen hat. Gemeinden müssen aus vielen Nationen bestehen Nach den Worten des Baptistenpastors David Wise (London) müssen christliche Gemeinden aus möglichst vielen Nationen bestehen. „Das ist das, was uns sowieso im Himmel erwartet“, sagte er. Davon berichte die Bibel in ihrem letzten Buch, der Offenbarung. Anlass, seine Gemeinde im Londoner Vorort Greenford ab 1984 entsprechend umzugestalten, sei seine Beobachtung gewesen, dass es nicht nur in der Gesellschaft zahlreiche Vorurteile gegen Einwanderer gegeben habe, sondern auch in seiner Gemeinde. „Das hat mich schockiert“, erläuterte Wise. Gott wolle Gerechtigkeit. Für Rassismus dürfe in einer christlichen Gemeinde kein Platz sein. Er fing an, Kontakte zu Ausländern zu knüpfen. Heute habe die einst 70, ausschließlich weiße Mitglieder zählende Gemeinde über 400 Gottesdienstbesucher aus 45 Nationen. Der Predigtstil habe sich geändert und auch das Liedgut. „Wir singen die Lieder immer in ihrer Herkunftssprache“, sagte Wise der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Die erste christliche Gemeinde war multi-ethnisch Ähnlich äußerte sich der Pastor der Internationalen Christlichen Gemeinschaft im österreichischen Linz, Martin Schaser. Er erläuterte die Hintergründe einer 2012 erfolgten Gemeindegründung. Der Rumäniendeutsche war ursprünglich Pastor in rumänischen Pfingstgemeinden. Sie hätten sich jedoch weithin gegenüber der Gesellschaft sowie anderen Kirchen abgeschottet. Dieses Verhalten stehe im Widerspruch zur Bibel: „Schon die erste Gemeinde in der Bibel war multi-ethnisch geprägt.“ Er habe sich deshalb zur Gründung einer internationalen Gemeinde entschlossen. Sie habe heute 140 Mitglieder aus acht Nationen. In den nächsten Jahren sollen drei weitere Gemeindegründungen erfolgen. Die Europäische Evangelische Allianz vertritt nach eigenen Angaben rund 15 Millionen Evangelikale in 35 Ländern. Als Generalsekretär amtiert der frühere Europadirektor des internationalen Missionswerks Operation Mobilisation (OM), der Schweizer Thomas Bucher (Driebergen/Niederlande). In Brüssel unterhält die Allianz ein Kontaktbüro.

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